Warum diese Route mehr ist als ein Rennen – und wie man Stücke davon selbst erleben kann
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report
Es gibt Strecken, die fordern Beine. Und es gibt Strecken, die fordern Charakter. Die Stone King Rally gehört zur zweiten Sorte. Sechs Tage Westalpen, alte Militärpfade und Schmugglerwege, schattige Lärchenwälder, Schotterkämme mit Blick bis ans Ligurische Meer. Kein Bling-Bling, keine große Bühne – nur Berge, Zeitmessung bergab und der stille Pakt, die Route respektvoll weiterzutragen. Wer hier fährt, kommt verändert zurück.
Von der Trans-Provence zur Stone King: Kultur statt Zirkus
Entstanden aus dem Geist der Trans-Provence, setzt Stone King auf dasselbe Fundament: Backcountry first. Kleine Gruppe, große Landschaft. Technik zählt, Kondition sowieso – aber wichtiger ist Haltung. Die Route verbindet Frankreich und Italien, Queyras und Piemont, Roya-Tal und Ligurien. Sie folgt Wegen, die vor uns anderen dienten: Hirtentransit, Grenzpatrouille, Handel. Jeder Spitzkehren-Hang trägt Geschichten, die länger dauern als ein Social-Clip.
Das Format bleibt bewusst „geradeaus“: Enduro-Timing auf ausgewählten Abfahrten, Transfers aus eigener Kraft, Camps statt Arenen. Medien gibt es – Fotos, Dailys, ein Logbuch der Woche – aber das Event bleibt eine Expedition. Das macht Stone King so reizvoll: Es ist Rennwoche und Alpenquerung in einem, mit dem Schwerpunkt auf Kultur und Kontinuität.
6 Tage, 23 000 Tiefenmeter – und dazwischen alles, was Mountainbiken groß macht
Der Takt ist rau, aber fair. Morgens kalte Luft, Kettenöl und Kaffeeduft; vormittags der erste Transfer, Schritt für Schritt aus dem Tal in die Stille. Auf einem Sattel stehen, wo der Wind wie Glas klingt. Dann der Start in einen historischen Trail: ruppig, rhythmisch, nie beliebig. Unten Wasser auffüllen, eine Kleinigkeit essen, Durchatmen. Nachmittags der nächste Abschnitt. Abends Dorfplatz, Pasta, Stimmengewirr, müde Gesichter mit leuchtenden Augen.
Die Zahlen sind beeindruckend: rund 270 Kilometer, etwa 7000 Höhenmeter hinauf – und je nach Jahr über 20 000 Tiefenmeter hinab. Aber Zahlen erzählen nur die halbe Geschichte. Der Rest ist Gefühl: Schiefer, Staub, Gras, alter Stein. Und dieser Moment, wenn Ligurien zum ersten Mal blau aufblitzt.
Nachhaltigkeit, die man sieht – und spürt
Stone King ist klein, weil es klein bleiben will. Das Konzept steckt Ressourcen in Trailpflege, lokale Partner, Übernachtung in den Tälern. Nicht durchpreschen, sondern einbinden. Wer entlang der Route nächtigt, isst und einkauft, lässt Wert im Land. Das entschärft alte Konflikte und schafft Akzeptanz für das, was wir lieben: legale, langlebige Wege. Stone King ist kein Feigenblatt, sondern eine Blaupause – Bike-Tourismus, der nicht verbraucht, sondern zurückgibt.
Die Route zum Erleben – ohne Wettkampf
Nicht jeder hat sechs freie Tage am Stück und Rennmodus im Blut. Aber das ist kein Grund, die Stone King Route nur auf Bildern zu bewundern. Wer sich ein Stück davon holen will, kann sie in Etappen fahren – mit Hotelbasis oder kleinen Hüttendurchquerungen.
Im Valle Maira in Italien etwa beginnt das Abenteuer leise. Man startet in Elva, folgt dem alten Pfad hinauf zum Pass von Sampeyre und spürt die Höhe in den Lungen. Oben öffnet sich der Blick über das Tal, ein Schotterband zieht sich am Hang entlang, und in der Abfahrt nach Dronero liegt diese Mischung aus Einsamkeit und Zufriedenheit, die nur ein guter Trail hinterlässt. Man kann am Abend im Dorf übernachten und am nächsten Tag zurückrollen – ein Tagestrip, der sich anfühlt wie eine kleine Transalp.
Etwas weiter südlich führt die Variante über den Colle di Tenda bei Limone Piemonte. Hier treffen sich alte Fortanlagen, karge Kämme und Trails, die in weite Serpentinen übergehen. Man fährt stundenlang durch die Ruinen der Grenzgeschichte, auf Kalk, auf Staub, auf dem, was vom Sommer bleibt. Wer mag, wendet am Pass und kehrt auf anderem Weg zurück – ein Tages-Loop, der nach mehr schmeckt.
Ganz anders am Ende der Route, in den Wäldern oberhalb von Finale Ligure. Dort riecht die Luft nach Salz und Harz, nach Meer und Staub. Die Abfahrten über Melogno und Rialto führen durch dunkle Kastanienhaine und über Karrenwege, die sich zwischen Olivenhainen verlieren. Man hört den Verkehr der Küste erst, wenn man fast unten ist. Dann nur noch der letzte Trail, ein Abschwung in die Hitze – und vielleicht ein Sprung ins Meer.
Die Santa Cruz Owners Club Woche 2026 – Exklusiv und doch echt
Dass Santa Cruz – eine Marke, die sich seit Jahren dem High-End-Biken verschrieben hat – 2026 eine eigene Stone King Woche veranstaltet, zeigt, wie ernst man dieses Projekt nimmt. Keine Messe, kein Testival, sondern eine echte Alpenquerung vom 20. bis 27. September. Teilnehmen kann, wer ein Santa Cruz fährt und Lust auf eine Woche Backcountry mit Komfort hat.
Das Paket klingt nach Luxus – ist aber vor allem durchdacht: sieben Nächte, Vollverpflegung vom Frühstück bis zum Trail-Snack, Transfers inklusive, Flughafen-Shuttle von und nach Nizza, rund 23 000 Tiefenmeter bei 7000 Höhenmetern, Gepäcktransport, Routen-App und 24/7-Support. Und doch bleibt der Kern puristisch: Es gibt kein Guiding auf dem Trail. Jede und jeder fährt selbst, findet die eigene Linie – aber mit einem Team im Hintergrund, das Organisation statt Animation liefert.
Selbst der E-Bike-Hinweis im Programm passt ins Bild: „Wenn dich die 7000 Höhenmeter abschrecken – E-Bikes eignen sich auch hervorragend für die Stone King Route.“ Das ist kein fauler Kompromiss, sondern ein Zeichen der Offenheit: Dieses Abenteuer gehört allen, die es ehrlich nehmen. Ob mit oder ohne Motor, entscheidet nicht über den Wert – sondern über den Takt.
Beste Zeit für dein Stone-King-Abenteuer
Die Stone-King-Region ist ein eigenes Klimauniversum – von vergletscherten Hochalpen bis zu den Olivenhainen der ligurischen Küste. Jede Jahreszeit verändert ihren Charakter. Wer die Route wirklich erleben will, sollte wissen, wann sie was zu erzählen hat.
Im Frühsommer, von Mitte Juni bis Mitte Juli, öffnet sich das Hochgebirge langsam. Schneefelder ziehen sich zurück, die Luft ist klar, das Wasser eiskalt. Es ist die Zeit der Puristen – wer morgens bei fünf Grad auf 2500 Metern steht, bekommt den Stein, die Stille und das Licht in ihrer reinsten Form.
Der Hochsommer bringt Hitze und Leben. Von Mitte Juli bis Ende August duftet das Roya-Tal nach Kräutern, der Staub liegt wie ein Film auf den Trails, und am Nachmittag flirrt der Himmel. Früh starten, Pause in der Hitze, zurück in den Sattel, wenn die Sonne tiefer steht – das ist die Kunst dieser Wochen.
Der Frühherbst, also Anfang September bis Mitte Oktober, ist die goldene Phase. Lärchen leuchten, das Meer schimmert, die Trails sind trocken und griffig, die Luft ruhig. Es ist kein Zufall, dass die Stone King Rally genau dann stattfindet. Kein Matsch, kein Frost, kein Chaos – nur Flow.
Und wer es ganz ruhig mag, bleibt bis in den Spätherbst. Dann sind die Alpen schon still, in Ligurien aber ist noch Sommer. 18 Grad, Licht wie gemalt, Trails voller Grip. Nur wer zu spät kommt, riskiert Schnee auf den Pässen.
Kurz gesagt: Juni und Juli sind wild. August ist heiß. September ist perfekt.
Was bleibt
Die Stone King Rally ist kein Mythos. Sie ist eine Haltung: Landschaft ernst nehmen, Wege pflegen, Kultur mitfahren. Sie lädt ein – nicht nur zum Event, sondern dazu, die Route in passenden Stücken zu erleben. Wer einen Tag hat, findet einen Tag. Wer drei hat, findet drei. Und wer eine Woche hat, findet vielleicht ein kleines Vorher-und-Nachher im eigenen Kopf.
Am Ende bleibt: Der Trail ist ehrlich. Und genau deshalb hält er länger als jeder Hype.
Nützliche Links & Einstiege
- Stone King Rally – Offizielle Website
- Komoot – The Stone King Route (Planbare Abschnitte)
- SRAM Life – „True Story – Ash & the Stone King“
- WildAIR Sports – „Story Behind the Stone King Rally“ (Video)
- WideopenMTB – Stone King Club Weeks Announcement
- Finale Ligure Backcountry – Tourismusinfo
- MTB-Report 🇩🇪 – Dezember 2025 – Stone King Rally – das letzte echte Abenteuer zwischen Hochalpen und Meer
- MTB REPORT 🇩🇪 – November 2025
- MTB Report 🇩🇪 – Oktober 2025 | Neustart, Trails & Hoffnung
- MTB Report 🇩🇪​ : Rotwild R.EX Ultra, Santa Cruz Vala AL, Avinox,YT Industries, Messe-Trends
- MTB-Report 🇩🇪: Der Kampf ums Hammerbike 2026 – Welche Hersteller pushen die Grenzen?






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