Wie die Bike-Industrie ihr grünes Image poliert – und warum das nicht reicht.
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report
Nachhaltigkeit ist das Lieblingswort der Branche.
Jede Marke wirbt mit „Recycling“, „Zero Emission“ und „umweltfreundlichen Produktionsketten“.
Aber wenn man hinter die Kulissen schaut, wird klar: Das meiste davon ist Show.
2025 ist das Jahr, in dem sich zeigt, wer wirklich Verantwortung übernimmt – und wer nur grün lackiert.
Das große Missverständnis
Ein Mountainbike ist kein Naturprodukt.
Rahmen aus Carbon oder Aluminium, Reifen aus synthetischem Gummi, Lieferketten über drei Kontinente – von „klimaneutral“ kann keine Rede sein.
Doch viele Hersteller verkaufen das Gefühl, als würde jedes neue Bike die Welt ein Stück besser machen.
Das ist kein Fortschritt. Das ist PR.
Nachhaltigkeit als Verkaufsargument
Es gibt kaum noch eine Marke, die nicht mit „Eco Paint“, „Recycled Aluminium“ oder „Bio-Kleber“ wirbt.
Doch selten wird erklärt, was das wirklich bedeutet.
Oft handelt es sich um symbolische Maßnahmen, die im Marketing zehnmal größer gemacht werden, als sie in der Realität sind.
Ein recyceltes Schaltauge ersetzt keine transparente Lieferkette.
Und ein nachhaltiger Karton gleicht keine 20.000 Kilometer Transportweg aus.
Die wenigen, die’s ernst meinen
Natürlich gibt es Ausnahmen.
Hersteller, die wirklich lokal produzieren, auf langlebige Komponenten setzen oder Reparatur statt Neukauf fördern.
Kleine Marken, die lieber ehrlich als laut sind.
Sie verdienen Respekt – und Unterstützung.
Denn sie zeigen, dass Nachhaltigkeit kein Buzzword sein muss, sondern eine Haltung sein kann.
Der Kunde als Komplize
Aber auch wir Fahrer sind Teil des Problems.
Wir fordern Nachhaltigkeit – und kaufen dann doch das neue Modell, weil die Farbe cooler ist oder der Akku größer.
Echte Veränderung braucht Ehrlichkeit – von Marken und Konsumenten.
Denn wer Greenwashing kritisiert, muss sich auch fragen: Wie viele Bikes braucht ein Mensch wirklich?
Die Bike-Industrie spricht gern von Verantwortung, aber sie lebt sie selten.
Nachhaltigkeit beginnt nicht mit einem Label – sondern mit Mut zur Wahrheit.
Weniger Show. Mehr Substanz.
Denn das grünste Bike ist nicht das neueste – sondern das, das du fährst, pflegst und weitergibst.
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