Die EU investiert Milliarden in Radwege – doch wenn es um Trails und Mountainbiker geht, bleiben viele Kommunen stumm. Woran liegt’s – und was kannst du wirklich tun?
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report
Die EU meint es ernst: Sie will, dass wir radeln. Und zwar nicht nur im Alltag zur Arbeit, sondern auch draußen – in der Natur, über Land, durch Wälder, entlang von Flüssen und Bergen. Deshalb stellt sie im Zeitraum von 2021 bis 2027 über 4,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur bereit. Ganze 12.000 Kilometer neue oder verbesserte Wege sollen entstehen. Klingt gut? Ist es auch.
Doch es gibt ein Problem: Viele Städte und Gemeinden wissen nichts von diesen Förderprogrammen – oder ignorieren sie einfach. Sie stellen keine Anträge, schieben es auf die Bürokratie oder haben schlicht keine Lust, sich mit dem Thema ernsthaft auseinanderzusetzen. Und selbst wenn sie davon gehört haben, scheitert es oft daran, dass sie keine Verbindung zu uns Mountainbikern sehen.
In Deutschland gibt es sogar einen klaren Plan: Den Nationalen Radverkehrsplan 3.0. Ein Konzept, das Radfahren bis 2030 deutlich attraktiver machen soll – auch mit Fördermitteln für Regionen, die ihre Wege fit für die Zukunft machen wollen.
👉 Nationaler Radverkehrsplan – www.bmv.de
👉 EU-Ziele zur Radförderung – transport.ec.europa.eu
Was das mit dir als Mountainbiker zu tun hat? Eine ganze Menge. Denn viele legale Trails oder Bikeparks entstehen nicht einfach von selbst. Sie hängen an Genehmigungen, an Zuständigkeiten, an Kommunen. Und wenn diese Kommunen nichts von Fördermöglichkeiten wissen oder Mountainbiken als Problem statt als Chance sehen, dann bleiben Träume eben Träume.
Der Feind sitzt nicht im Wald – sondern im Rathaus.
So hart es klingt: Viele Förderprogramme scheitern nicht am Geld, sondern an der Einstellung.
Wir haben oft genug erlebt, dass Verwaltungen Angst vor Haftung haben, Mountainbiker für Rowdies halten oder gar nicht wissen, wie sie Fördergelder abrufen sollen. Dabei wäre genau jetzt der Moment, um zu handeln: Infrastruktur verbessern, Trailzugänge absichern, Freizeitangebote ausbauen, Legalität schaffen statt Verbote verhängen.
Geld ist da. Förderprogramme sind da. Was fehlt, ist der Wille – und das Wissen.
Und jetzt?
Aber jetzt kommt der Punkt, an dem es oft hakt: Selbst wenn das Geld da ist, selbst wenn die EU und das Bundesministerium Radfahren fördern wollen – viele Städte und Gemeinden blocken ab. Und das nicht unbedingt aus Bosheit, sondern aus Unsicherheit, Unwissen oder Desinteresse.
Fragt man bei der Verwaltung nach, kommt oft ein Satz wie:
„Diese Programme sind für den Radverkehr gedacht – also für Alltagsradler, nicht für Mountainbiker.“
Und genau hier beginnt das Problem.
Denn diese Trennung existiert nur in den Köpfen. Es gibt längst Beispiele, bei denen MTB-Infrastruktur aus genau solchen Programmen finanziert wurde. Der Regionalverband Ruhr etwa hat auf der Schurenbachhalde in Essen einen mehr als sechs Kilometer langen Trail gefördert – offiziell und mit EU-Unterstützung. In Tirol wird ein Förderprogramm angeboten, das explizit Rad-, Wander- und Bergwege umfasst – inklusive Mountainbike-Trails.
Wer also behauptet, das ginge nicht, hat sich entweder nicht informiert – oder will sich nicht damit beschäftigen.
Darum ist es wichtig, dass wir als Community nicht nur fahren, sondern auch reden.
Wir müssen die Sprache der Verwaltung lernen: Nicht von „Flowtrails“ sprechen, sondern von „Freizeitinfrastruktur im Naherholungsraum“. Nicht von „Jumps“, sondern von „Verbindung zwischen urbanem Raum und Natur“. Das klingt bürokratisch – aber öffnet Türen.
Und wir müssen zeigen, dass es uns nicht nur ums Fahren geht. Sondern darum, dass wir bereit sind, mitzugestalten. Dass wir freiwillig unterstützen – bei Pflege, Kommunikation, Sicherheit. Dass wir nicht fordern, sondern kooperieren.
Wenn wir das schaffen – dann können auch Trails ein Teil der Förderung werden.
Nicht irgendwo. Sondern bei dir. Jetzt.
Was du tun kannst
Die wichtigste Regel: Nicht alleine zur Stadt marschieren.
Wenn du von diesen Förderungen hörst und überlegst, was man vor Ort tun kann, dann geh nicht direkt zur Verwaltung. Der erste Schritt führt in den Verein – falls es einen gibt. Frag bei deiner lokalen MTB- oder Radsport-Community nach: Weiß jemand von diesen Programmen? Gibt es bereits Gespräche oder Anträge?
Wenn nicht: Dann ist genau jetzt der Moment, das Thema gemeinsam anzugehen. Denn je breiter der Rückhalt – und je strukturierter das Anliegen –, desto größer sind die Chancen, dass die Kommune sich bewegt.
Einzelne Briefe bringen wenig. Aber eine engagierte Gruppe, die mitdenkt, mitplant und mit anpackt, verändert Dinge.
Real Ride. Real Talk. Real Change.
Links & Quellen zum Nachlesen:
- Förderprogramm Nationaler Radverkehrsplan 3.0: www.bmv.de
- EU-Investitionen für Radinfrastruktur: transport.ec.europa.eu
- MTB-Trail Schurenbachhalde – Beispiel aus dem Ruhrgebiet: www.rvr.ruhr
- Tiroler Förderprogramm für Freizeitwege: foerdermittelkompass.reflecta.org
- TrailRadar.org: Die Karte, die Klartext spricht
- MTB-News: Milliarden für Radwege – aber was ist mit uns?
- YT Industries – Neustart mit Fragezeichen: Was die neue Pressemitteilung wirklich bedeutet
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