Warum mehr Wattstunden nicht automatisch mehr Freiheit bedeuten.
Veröffentlicht von den Radical Life Studios / MTB Report


Vor ein paar Jahren war ein 720-Wh-Akku das Maß der Dinge. Heute ist er fast schon „Einsteigerklasse“.
Die Bike-Hersteller übertrumpfen sich mit Zahlen: 800, 850, 900 Wattstunden – und das Marketing verspricht grenzenlose Freiheit. Doch die Realität sieht anders aus.
Denn Reichweite ist mehr als Kapazität – sie ist eine Frage von Gewicht, Effizienz und Fahrstil.


Der Akku-Wahnsinn nimmt Fahrt auf

Shimano, Bosch, Brose, TQ – jeder Hersteller will die längste Laufzeit und den größten Akku.
Doch mit jeder zusätzlichen Zelle steigt das Gewicht, verändert sich die Balance und sinkt die Verspieltheit der Bikes. Ein modernes E-MTB mit 900 Wh wiegt schnell über 25 Kilo – und das fühlt man bei jedem Richtungswechsel.
Zwar klingen 200 km Reichweite verlockend, aber wer fährt die schon in der Realität?


Mehr Power, weniger Seele

Die Bike-Industrie verkauft Wattstunden wie früher PS – doch irgendwann kippt das Verhältnis.
Ein Trail ist kein Autobahnabschnitt. Es geht um Balance, nicht um Dauerstrom.
Viele erfahrene Fahrer sagen: Ein leichteres Bike mit 720 Wh fährt sich besser, direkter und natürlicher.
Doch diese Stimmen gehen im Marketinglärm oft unter.


Die Wahrheit über Reichweite

Reichweite ist kein absoluter Wert – sie hängt von Fahrergewicht, Gelände, Fahrmodus und Temperatur ab.
Ein 85-kg-Fahrer im Alpenmodus holt aus 900 Wh oft weniger heraus als ein 65-kg-Fahrer auf Flowtrails mit 720 Wh.
Das klingt banal, ist aber entscheidend: Wattstunden sind keine Garantie für mehr Erlebnis – sie sind nur Energie im Tank.


Effizienz statt Übertreibung

Die Zukunft liegt nicht in noch größeren Akkus, sondern in effizienteren Systemen.
Bessere Motorsteuerungen, intelligente Leistungsprofile, adaptive Reichweitenplanung – all das kann mehr bringen als 200 Wh extra Gewicht im Rahmen.
Vielleicht wird 2026 das Jahr, in dem wir erkennen, dass „smart“ wichtiger ist als „viel“.


Der Akku-Krieg hat gezeigt, wie leicht die Industrie sich selbst übertrifft – und wie schnell sie dabei den Kern des Bikens verliert.
Mehr Wattstunden sind nicht mehr Freiheit.
Freiheit ist, wenn man das Bike spürt – nicht das Gewicht.


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